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GESCHICHTE MALAYSIA

 

Über die Frühgeschichte des heutigen Malaysias ist relativ wenig bekannt, da es von diesem Gebiet kaum Dokumente und archäologische Funde gibt. Ungefähr 3000 v. Chr. besiedelten malaiische Völker die Halbinsel, eine zweite Einwanderungswelle setzte 300 v. Chr. ein. Die Kultur des Landes wurde zu dieser Zeit durch die Einwanderung verschiedener Handelsvölker, insbesondere aus Indien, geprägt. Die Malaccahalbinsel bildete keine politische Einheit, sondern war in kleine Königreiche aufgespalten, denen die Flusstäler natürliche Grenzen setzten. Auch Borneo war in kleinere Einheiten zersplittert. Vermutlich unterstanden einige der Königreiche auf dem Festland bis zu einem gewissen Grad der Kontrolle größerer Reiche in Kambodscha oder Sumatra. Um 1400 n. Chr. wurde das Königreich von Malakka (auch unter der Schreibweise Melaka bekannt) gegründet, das als Handelszentrum schnell zur führenden Macht der Halbinsel wurde. 1511 eroberten die Portugiesen unter der Führung von Afonso d’Albuquerque Malacca und setzten sich bei kriegerischen Auseinandersetzungen gegen das islamische Reich Aceh von Sumatra durch. 1641 fiel das Königreich an die Niederlande, die in den folgenden 200 Jahren die herrschende europäische Handelsmacht in Südostasien waren. Wie bei den Portugiesen kam es auch unter der Herrschaft der Niederländer zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit angrenzenden Königreichen. Den Niederländern gelang es jedoch, ihren Einfluss bis nach Johor auszudehnen. Zu dieser Zeit standen die nördlichen malaiischen Königreiche, Perlis, Kedah, Kelantan und Trengganu meist unter siamesischem Einfluss.

 

Die Machtübernahme durch die Briten

Im 18. Jahrhundert gewannen die Briten im südostasiatischen Raum zunehmend an Einfluss. 1786 verpachtete der Sultan von Kedah die Insel Penang an die britische Ostindischen Kompanie, 1795 (endgültig 1824) brachte Großbritannien Malacca unter seine Kontrolle, und 1824 nahm es Singapur in Besitz. Zu den Straits Settlements zusammengefasst, kamen Singapur, Penang und Malacca nun unter die Verwaltung der britischen Kolonialregierung in Indien und wurden 1867 Kronkolonien.

Zur Sicherung ihrer Interessengebiete auf der Halbinsel übernahmen die Briten in den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Kontrolle über die Sultanate Perak, Selangor, Negeri Sembilan und Pahang und ließen sie durch britische Residenten beaufsichtigen. 1895 wurden diese vier Sultanate zu den Federated Malay States zusammengefasst und der Kontrolle eines britischen Generalresidenten unterstellt. Johor und die vier Sultanate im Norden, Perlis, Kedah, Kellantan und Trengganu, die bis 1909 unter siamesischer Herrschaft standen, gehörten nicht zum Bund und bildeten die Unfederated Malay States. An der Spitze des britischen Herrschaftssystems stand ein Regierungskommissar, der gleichzeitig Gouverneur der Straits Settlements war.

Das Gebiet der heutigen malaiischen Gliedstaaten Sarawak und Sabah stand bis zum Ende des 19. Jahrhundert größtenteils unter dem Einfluss des mächtigen muslimischen Sultanats Brunei. Die Europäer unterhielten zwar Handelsbeziehungen mit Nordborneo, hatten dort aber keine dauerhaften Niederlassungen gegründet. 1841 schenkte das Sultanat Brunei James Brook, einem britischen Seefahrer, als Dank für seine Unterstützung bei der Niederschlagung eines Aufstands Sarawak. Brook und seinen Nachfolgern, ausnahmslos weißen Radschas, gelang es, das Gebiet bis 1905 auf die heutigen Grenzen von Sarawak auszudehnen. Im Osten verpachteten die Sultane von Brunei und Sulu Land an ausländische Händler. 1877 wurde der Pachtvertrag von einer britischen Handelsgesellschaft übernommen. In der Folgezeit schloss Großbritannien mit beiden Sultanen Verträge ab, die den Briten die uneingeschränkte Herrschaft über dieses Gebiet einräumten. 1881 wurde diese Handelsgesellschaft in die British North Borneo Company umgewandelt, nachdem sie einen Freibrief des Sultans zur Verwaltung des Gebiets erhalten hatte. 1888 wurden das heutige Sabah und Sarawak zu britischen Protektoraten.

 

Unabhängigkeit

Malacca, Sarawak und Nordborneo wurden 1941 von den Japanern besetzt und blieben bis zum Ende des 2. Weltkrieges (1945) unter japanischer Besatzung. Nach dem 2. Weltkrieg nahmen die Briten die Halbinsel wieder in Besitz. Die nach dem Krieg aufkommenden Unabhängigkeitsbestrebungen wurden durch Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Volksgruppen behindert. Die Briten hatten der Einwanderung von Chinesen und Indern Vorschub geleistet, um ausreichend Arbeitskräfte für die Zinn- und Kautschukindustrien anwerben zu können. In den vierziger Jahren waren ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung auf der Malaccahalbinsel Malaien, 37 Prozent Chinesen und 12 Prozent Inder. Die Volksgruppen standen einander, nicht zuletzt wegen religiöser und sprachlicher Konflikte, feindselig gegenüber. 1946 vereinigten die Briten gegen den heftigen Widerstand der Malaien Singapur, Malacca und Penang mit den Federated sowie Unfederated Malay States zur Malaiischen Union. Die malaiische Führungsschicht wehrte sich gegen die den Handel und die Wirtschaft beherrschenden Chinesen. Der Widerstand gegen die Union führte 1946 zur Gründung der United Malays National Organization (UMNO). 1948 wurde die Malaiische Union in eine Föderation, den Malaiischen Bund, umgewandelt.

Nordborneo und Sarawak, die seit 1946 britische Kronkolonien waren, sollten sich mit dem Sultanat Brunei, das britisches Protektorat war, zu einer Konföderation zusammenschließen. Der Plan scheiterte letztendlich an Einwänden von Brunei.

Anfang der fünfziger Jahre bildete sich eine Allianz aus der UMNO, der Malayan Chinese Association (MAC) und dem Malayan Indian Congress (MIC). Bei den ersten allgemeinen Wahlen (1955) erzielte die Allianz die Mehrheit der Mandate und arbeitete zusammen mit den Briten die Verfassung für die Zeit der Unabhängigkeit aus. Die Verfassung stellte den föderativen Staatenbund sowie die Vorzugsstellung der wirtschaftlich benachteiligten Malaien in den Mittelpunkt. Zudem gewährte sie den meisten Nichtmalaien die Staatsbürgerschaft.

Kurz bevor der Malaiische Bund in die Unabhängigkeit entlassen wurde, musste die Kolonialregierung gegen einen von den Kommunisten ausgelösten Aufstand vorgehen, der erst nach jahrelangen Kämpfen niedergeschlagen werden konnte. Die Malay Communist Party (MCP) spielte im 2. Weltkrieg in der Widerstandsbewegung gegen Japan eine führende Rolle und wurde nach 1945 nicht verboten. Die MCP schloss sich der Widerstandsbewegung gegen die Malaiische Union an. Die Gründung des Malaiischen Bundes (1948) war der Auslöser für einen bewaffneten Aufstand kommunistischer Rebellen. Ziel der MCP war u. a. die sofortige Unabhängigkeit und die Absetzung der traditionellen malaiischen Herrscher. Die Angriffe der MCP auf Zinnminen und Kautschukplantagen führten im Juni 1948 zur Verhängung des Ausnahmezustands durch die Briten (siehe Malaiischer Aufstand). Die MCP wurde verboten, die britischen und einheimischen Truppen durch Kontingente aus den afrikanischen Kolonien Großbritanniens sowie aus Australien und Neuseeland ergänzt. 1954 war die MCP zu Friedensverhandlungen bereit, obwohl es in den folgenden sechs Jahren nach wie vor zu sporadischen Kämpfen kam.

 

Malaysia

Am 31. August 1957 wurde der Malaiische Bund von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen. Tunku Abdul Ar-Rahman Putran (UMNO) war der erste Premierminister. Am 16. September 1963 schloss sich der Malaiische Bund mit Singapur, Sarawak und Sabah zur Föderation Malaysia zusammen. Wirtschaftliche und politische Interessengegensätze führten 1965 zum Austritt Singapurs aus der Föderation. Unter der Führung des indonesischen Staatspräsidenten Sukarno leistete Indonesien gegen die Mitgliedschaft von Sarawak und Sabah in der Föderation Widerstand und startete über die Grenze hinweg eine propagandistische und militärische Konfrontation, die bis 1966 andauerte.

Die malaysische Staatsführung hatte immer wieder mit ethnischen und sozialen Spannungen zwischen den Volksgruppen zu kämpfen. Bei den allgemeinen Wahlen von 1969 stand die Allianz einer Opposition malaiischer und nichtmalaiischer Parteien gegenüber. Unmittelbar nach den Wahlen brachen in Kuala Lumpur schwere Unruhen aus, die bis 1971 zur Verhängung des Ausnahmezustands führten. Der neue Premierminister Tun Abd Ar-Razak vertrat die New Economic Policy (NEP, Neue Wirtschaftspolitik) mit dem Ziel, die Armut zu bekämpfen und die Stellung der Malaien in wirtschaftlicher Hinsicht zu verbessern.

Außerdem erweiterte Ar-Razak das regierende Parteibündnis Allianz, das sich bereits auf die östlichen Teile ausgedehnt hatte, zur Nationalen Front (Barisan Nasional). 1974 gewann die Nationale Front die Wahlen und konnte ihren Vorsprung 1978 unter Premierminister Datuk Husain ibn Onn ausbauen. Der Nationalen Front standen zwei große Oppositionparteien gegenüber: die Pan-Malaysian Islamic Party, die 1977 die Nationale Front verließ und zunehmend die Bedeutung der Religion in den Mittelpunkt rückte, sowie die Democratic Action Party. Als Husain Onn 1981 zurücktrat, trat sein Stellvertreter, Mahathir ibn Mohammed, seine Nachfolge an. 1983 führte eine Auseinandersetzung über die Verfassung zwischen der Regierung Mahathir und den Sultanen zu einem Kompromiss, der die Macht des Yang di-Pertuan Agong einschränkte und der Konferenz der Fürsten ein Vetorecht in der Legislative einräumte. Durch die wachsenden Spannungen zwischen Malaien und Chinesen (1987) sah sich die Regierung Mahathir bedroht und ließ alle Oppositionsführer festnehmen. Aus den Wahlen von 1990 ging die Nationale Front wieder als Sieger hervor und zog mit großer Mehrheit ins Parlament ein.

In den späten achtziger und frühen neunziger Jahren traten zwischen der föderativen Regierung und den Gliedstaaten Sabah und Sarawak größere Meinungsverschiedenheiten auf, woraufhin die Oppositionsparteien in das Parlament der Mitgliedsstaaten gewählt wurden. Insbesondere Sarawak und Sabah fühlten sich im Zug des Wirtschaftswachstums und der Industrialisierung vernachlässigt, obwohl das in diesem Landesteil in großen Mengen vorkommende Erdöl, Erdgas und Holz einen Großteil der Devisen einbrachte. In Sarawak protestierten Gruppen der Dayak heftig gegen den rasanten Ausbau der Holzindustrie. Außerdem befürchtete man die Ausbreitung radikaler islamischer Gruppen und die Gefährdung der inneren Stabilität des Landes. 1985 wählte Sabah als erster Bundesstaat eine Oppositionspartei in das Landesparlament. 1993 wurden für malaiische Reisende von der Halbinsel Zollkontrollen eingeführt. Zeitweise hatte es Anfang der neunziger Jahre den Anschein, es gäbe Überlegungen, aus der Föderation auszutreten.

Am 25. Februar 1994 verhängte die Regierung Handelssanktionen gegen Großbritannien. Mitte 1994 wurden die Befugnisse des Königs durch eine Verfassungsänderung weiter eingeschränkt. Vom Parlament verabschiedete Gesetze können nicht mehr vom Monarchen abgelehnt werden. Im April 1999 wurde Sultan Salahuddin Abdul Aziz Shah Alhaj für die folgenden fünf Jahre zum König gewählt. Bei den Parlamentswahlen vom November 1999 setzte sich die aus 14 Parteien bestehende Koalition von Premierminister Mahathir ibn Mohammed mit großer Mehrheit durch.

 

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